Detail aus dem Magdeburger Mal von Ernst Barlach
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Wortbrücke zum 14. Sonntag nach Trinitatis (1. September 2024)
ZU-FRIEDEN
Am 1. September vor 85 Jahren begann der 2. Weltkrieg. Ohne Kriegserklärung überfiel Hitler-Deutschland das Nachbarland Polen. Als Angriffsgrund wurde die Lüge über einen angeblichen polnischen Überfall auf den Radiosender in der deutschen Stadt Gleiwitz nahe der polnisch-deutschen Grenze verbreitet. Doch der Krieg war längst beschlossene Sache. Die arische „Herrenrasse“ sollte sich im Osten mehr Lebensraum aneignen – auf Kosten der slawischen Völker, angeblichen „Untermenschen“.
Das Mahnmal gegen den Krieg, geschaffen von Ernst Barlach in warnender Erinnerung an den 1. Weltkrieg und 1929 hier im Magdeburger Dom aufgestellt, war bereits 1934 wieder entfernt worden. Auch in der Domgemeinde waren Menschen auf die Propaganda hereingefallen, nach der es angeblich höherwertige Menschen gäbe – und solche, die weniger wert wären. Und dass die angeblich höherstehenden Völker das Recht hätten, die anderen zu unterdrücken und ihnen ihr Land wegzunehmen. Dass Krieg ein vertretbares Mittel wäre, eigene Interessen durchzusetzen. Da passte ein Denkmal nicht hinein, das den Krieg in all seiner Grausamkeit zeigt.
Ernst Barlachs Magdeburger Mal gegen den Krieg wurde 1955 wieder hier im Dom aufgestellt. Es steht wieder an genau der Stelle, für die der Künstler es gemacht hatte. Und das Thema ist weltpolitisch weiter und wieder aktuell.
Gewalt als Mittel, seinen Willen gegenüber anderen Menschen durchzusetzen und sich als der scheinbar Bessere darzustellen – das erleben wir auch im zwischenmenschlichen Bereich. Gewalt kann dann ganz subtil sein. Wettbewerb oder Konkurrenz wird es oft beschönigend genannt.
Dabei ist die eigene Stellung doch nicht nur das Ergebnis eigener Leistung. Manches ist Zufall, Begabung ist ein Geschenk. Daran erinnert uns der Wochenspruch: Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. (Psalm 103,2)
Dankbar zu sein für das, was wir haben und können – und nicht neidisch auf die zu schielen, denen es in dem einen oder anderen Aspekt scheinbar besser geht.
Solche Zufriedenheit wünsche ich Ihnen!
Ihre Prädikantin Helga Fiek
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