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Wortbrücke 23. Sonntag nach Trinitatis: Das Verhältnis der Kirche zum Staat

Vor 90 Jahren, in einer ungewissen und bedrohlichen Zeit, im Mai 1934, hat die Barmer Bekenntnissynode der Bekennenden Kirche, versucht den Gemeinden in schwierigen Zeiten Orientierung zu geben. Angesichts des um sich greifenden Nationalsozialismus mit seinem totalitären Anspruch, stellte sich die Frage nach dem Verhältnis von Staat und Kirche existenziell.

Es lohnt sich die Thesen der Barmer Bekenntnissynode auch heute in voller Länge zur Kenntnis zu nehmen. In These V heißt es u.a.:

Die Schrift sagt uns, dass der Staat nach göttlicher Anordnung die Aufgabe hat, in der noch nicht erlösten Welt, in der auch die Kirche steht, nach dem Maß menschlicher Einsicht und menschlichen Vermögens unter Androhung und Ausübung von Gewalt für Recht und Frieden zu sorgen. Die Kirche erkennt in Dank und Ehrfurcht gegen Gott die Wohltat dieser seiner Anordnung an…

…Sie erinnert an Gottes Reich, an Gottes Gebot und Gerechtigkeit und damit an die Verantwortung der Regierenden und Regierten…

Ein kostbarer und wichtiger Satz! Die Kirche soll nicht Politik für eigene Interessen treiben, sie hat aber die Aufgabe, die Politik immer wieder nach ihren Zielen zu befragen und an ihre Verantwortung zu erinnern. Es heißt ausdrücklich: an die Verantwortung der Regierenden und Regierten. Es geht nicht nur „um die da oben“, die „Obrigkeit“, es geht um uns alle als mündige Bürgerinnen und Bürger! Ist Gehorsam also Christenpflicht? Wenn damit gemeint ist, dass man genau hinhören soll, was dem Leben dient, dann unbedingt!

Für uns alle gilt, auch in der heute oftmals irritierenden Zeit, was nach der Barmer These die Hoffnung der Kirche auch in gesellschaftlicher Verantwortung ausmacht:

…Sie vertraut und gehorcht der Kraft des Wortes, durch das Gott alle Dinge trägt...

Thomas Lösche, Religionspädagoge