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Frühlingsboten im Domgarten
 


Wort zur Woche am 7. März 2021
OKULI

Siehe!

Manchmal liegt er in diesen Tagen schon in der Luft, der Geruch nach Frühling. Nach feuchter Erde und den ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Dabei liegen auf den kleineren Kreuzungen noch immer Schneeinseln. Während es im Domgarten schon blüht, zeugt vor dem Nordportal des Doms ein Schneeberg vom Winter.
Wir stehen mittendrin und doch dazwischen. Auf der Grenze zwischen Winter und Frühling, auf halber Strecke zwischen Aschermittwoch und Ostern. Es ist der Sonntag Okuli: Unsere Augen sehen auf Gott und auf Seine Schöpfung.
Wohin lenke ich meine Augen, wenn ich durch die Straßen laufe? Laufe ich leichtfüßig, halte Ausschau nach Frühblühern? Oder nimmt mir ein Schneesturm die Sicht, drohen Lawinen?
Wie gehe ich durch diese Passionszeit? Ich denke an die vergangenen Monate des Verzichts, und an die kommenden Monate. Sicher ist, dass nichts sicher ist. Was liegt vor mir? Wo stehe ich - zwischen Winter und Frühjahr, zwischen Lockdown und Lockerung?
In allem Balancieren lese ich in den biblischen Texten ein Versprechen: Gott hat seine Augen und Ohren uns zugewandt (Psalm 34,16). Ob ich zuversichtlich oder zaghaft in den Tag gehe. Er schaut auf uns, in unser Dazwischen.
Ich lasse den Schnee am Nordportal links liegen, gehe Richtung Domgarten. Dazwischen: der Dom. Ob ich ihn im Winter oder Frühjahr, mit Sorgen oder Leichtigkeit betrete - er steht da, woher ich auch komme. Er erinnert mich daran: Wir sehen zu Gott. Und Gott wendet sich uns zu.

Henrike Kant
Vikarin