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Ernst Barlach, „Die Lauschenden“
 

Exaudi:

Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe! Sei mir gnädig und erhöre mich! (Ps 27, 7)

Der Sonntag Exaudi ist ein „Sandwich-Sonntag“. Er liegt irgendwie dazwischen. Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Zwischen Abschied und Neuanfang. Vielleicht empfinden manche Menschen die heutige Zeit auch so, wie damals die Jünger Jesu: Alte Gewissheiten, Sicherheiten und Gewohnheiten gehen verloren. Das macht Angst: Was kommt auf uns zu? Was wird die Zukunft bringen? Es gibt eine Menge Fragen und Sorgen. Man weiß nicht genau „wo das alles noch hinführen soll“. In dieser Situation ist Exaudi eine Einladung zur Wahrnehmung. Ein Tag der achtsamen Vorbereitung auf den Empfang des Heiligen Geistes.

„Ich dachte an Dich, Herr, und hatte meine Fragen:
Warum und weshalb? Rede Herr zu mir!
Doch Du antwortetest mir nicht.
Da begann ich zu schweigen und wurde still,
bis ich erkannte, dass Du Herr zu mir sprechen wolltest.
Aber ich hörte Dich nicht, weil ich selbst sprach.
Nun lausche ich auf Deine Stimme Herr,
und bewege Deine Worte in meinem Herzen“ (Kurt Weigel).

Der Sonntag Exaudi weißt bereits schon auf Pfingsten hin. Eine tröstende, eine starke Perspektive. Barlach stellt den lauthalsen Reden, dem Aktionismus und der Demagogie in Krisenzeiten den „Fries der Lauschenden“ (entstanden 1930-35) entgegen. Die Figuren sind in ihrer Zerbrechlichkeit getragen und gehalten von einer Sehnsucht nach dem Geist Gottes. Man muss IHN erspüren und erlauschen. Nelly Sachs beginnt eines ihrer bekanntesten Gedichte so (geschrieben 1945): „Lange haben wir das Lauschen verlernt“.

Thomas Lösche, Religionspädagoge