Startseite   |   Impressum   |   Datenschutz    

10. Jahrhundert: Der ottonische Dom

Die Geschichte des Magdeburger Domes reicht zurück bis in die Ära Ottos des Großen, der im Jahre 936 im Alter von 24 Jahren die Nachfolge seines soeben verstorbenen Vaters Heinrich I. als sächsischer König antrat.

Schon ein Jahr darauf, 937, gründete Otto auf dem Magdeburger Domhügel ein Benediktinerkloster unter dem Patronat des heiligen Mauritius. Die Stadt war damals ein noch recht kleiner Marktflecken an der Elbe, ein Grenzhandelsplatz im Kontakt zu den ostelbischen Slawenstämmen. Aber Otto hatte diesen Ort zu seinem Haupt-Pfalzort erkoren und hatte ihn bereits im Jahre 929 bei seiner Hochzeit mit Edgith (Editha), der Tochter aus dem englischen Königshause, dadurch aufgewertet, dass er ihn seiner frisch vermählten Gattin als Morgengabe übereignete. Die Gründung des Mauritiusklosters wurde im Zusammenhang eines Reichstages vollzogen, zu dem alle bedeutenden geistlichen wie weltlichen Herrscher in Magdeburg anwesend waren. Das lässt erkennen, dass Otto weitreichende Ziele in Richtung Osten verfolgte, denn das Mauritiuskloster war zweifellos vorgesehen als Missionskloster für die noch nicht christianisierten Slawen, die Otto auch politisch gesehen in das (noch zu schaffende) Reich zu integrieren beabsichtigte. Folgerichtig arbeitete er darauf hin, im Slawenland Stützpunkte zu gründen, was ihm im Jahre 948 mit den ostelbischen Bistümern Brandenburg und Havelberg auch gelang. Nur eine Bistumsgründung in Magdeburg selbst kam zunächst nicht zustande.

In den Folgejahren erhielten Ottos Pläne weiteren Auftrieb. Mehrfach waren ungarische Volksstämme in das südliche deutschsprachige Gebiet eingefallen, so dass nun eine alles entscheidende Schlacht unvermeidlich war: die Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg am 10. August 955. Dieses Ereignis war von weitreichenden Gelöbnissen Ottos für den Fall seines Sieges begleitet - Gelöbnissen, die er nach seinem glänzenden Sieg auch umgehend in die Tat umsetzte. Neben der Errichtung des Bistums Merseburg gehörte dazu, die Mauritius-Klosterkirche in Magdeburg zu einer romanischen Basilika nach oberitalienischem Vorbild und zur Grabeskirche seines Königshauses umzubauen. Dieser erste »ottonische Dom« wird nach neuesten archäologischen Untersuchungen mit den Fundamenten unter dem Domplatz nördlich des heutigen Domes identifiziert (weshalb auch das ursprüngliche Mauritius-Kloster dort zu vermuten sein wird).

Als dann mit der Krönung Ottos zum römisch-deutschen Kaiser am 2. Februar 962 in Rom die (nach Karl dem Großen zweite) Gründung des Heiligen Römischen Reiches gelang, nutzte Otto die Gelegenheit, seine Magdeburger Basilika (wie einst Karl der Große seine Aachener Pfalzkapelle) mit wertvollen Spolien auszustatten, die er auf einer ausgedehnten Rundreise durch Oberitalien sammelte: unter anderem vielen antiken Marmor- und Porphyr-Säulen sowie einem achteckigen Porphyr-Brunnenbecken, das in Magdeburg bis heute als Taufbecken benutzt wird. Schon damals rühmten zeitgenössische Quellen dieses annähernd größte Bauwerk des Reiches als »mira magnitudinis«, als »Wunder an Größe«. Magdeburg, das Zentrum des neuen Reiches mit seiner wichtigsten Pfalz, avancierte hinter Konstantinopel zum »dritten Rom«.

Im Jahre 968 gelangte Otto schließlich auch an sein geistliches Ziel: Das Erzbistum Magdeburg wurde gegründet, das ranghöchste, noch über Köln, Mainz, Trier und Salzburg angesiedelte Erzbistum des deutschen Sprachraums, dessen Erzbischof der »Primas Germaniae« genannt wurde. Erster Amtsinhaber wurde Adalbert, der Benediktinermönch aus dem Kloster St. Maximin in Trier, Ottos langjähriger Berater. Zugleich gründete Otto in Magdeburg eine Domschule, die in den ersten Jahrzehnten eine bedeutende Wirkung entfaltete. Otto der Große starb am 7. Mai 973, seine Gebeine erhielten in seinem Dom neben seiner ersten Gemahlin Editha ihre letzte Ruhestätte. Seine Nachfolger, sein Sohn Otto II. und sein Enkel Otto III., bemühten sich noch um Kontinuität im Ausbau Magdeburgs und seines kirchlichen Zentrums, bevor dann Heinrich II., der letzte Kaiser der ottonischen Dynastie, den Schwerpunkt der Kaiserherrschaft nach Franken (Bamberg) verlagerte. Der Aufstand der Slawen im Jahre 983 gegen die neuen Machtverhältnisse und den Zwang zum christlichen Bekenntnis sorgte ohnehin für empfindliche Rückschläge. Unter anderem gingen die Bistümer Brandenburg und Havelberg vorübergehend wieder verloren, und noch im 12. Jahrhundert war die Missionierung des Ostens nicht abgeschlossen.