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20./21. Jahrhundert: Die Jahre seit 1945

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs erstreckten sich ab August 1945 die Wiederaufbauarbeiten am Dom über 10 Jahre; im November 1955 fand die feierliche Wiedereröffnung des Domes statt.

Kurz darauf wurde auch Barlachs berühmtes »Magdeburger Mal«, das 1934 entfernt worden war, an seinem originalen Standort im Nordquerhaus wieder aufgestellt, wo es bis heute steht. Nur die Lücke durch die fehlende Orgel auf der Westempore konnte aus finanziellen Gründen nicht gefüllt werden. Eine Schwalbennestorgel im nördlichen Querhaus mit 38 Registern tat seit 1969 ihren Dienst für den gesamten Dom; sie war klanglich überzeugend, aber für den riesigen Raum von Anfang an unzureichend. Erst im Jahr 2000 konnte - durch den Einsatz des amtierenden Domkantors und engagierter Gemeindemitglieder - endlich das Projekt einer neuen Hauptorgel auf der Westempore in Gang gesetzt werden. Wie die Orgel von 1969, so baute auch diese die Firma Schuke aus Potsdam. Das Werk mit 93 Registern konnte im Mai 2008 eingeweiht werden - errichtet über der bis dahin ebenfalls grundlegend restaurierten Ernstkapelle, der Grablege-Kapelle des Erzbischofs Ernst von Sachsen (gest. 1513) mit der reich verzierten spätgotischen Messingtumba von Peter Vischer dem Älteren aus Nürnberg und dem markanten schmiedeeisernen Abschlussgitter aus dem Jahre 1498.

Eine herausragende Rolle spielte der Dom seit den frühen 1980er Jahren während der Aktivitäten der Friedensbewegung »Schwerter zu Pflugscharen« und insbesondere im Herbst 1989. Für die Stadt Magdeburg war er - initiiert durch die damaligen Domprediger - das Zentrum, in dem die Montagsgebete für gesellschaftliche Erneuerung stattfanden und von dem die Montagsdemonstrationen mit bis zu 10.000 Teilnehmern ausgingen, die dann zusammen mit den in vielen Städten der DDR zeitgleich veranstalteten Demonstrationen zur friedlichen Wende führten.

Es kam die Nachwendezeit, und die Frage der Besitzverhältnisse gelangte neu ins Bewusstsein. Die preußische Eigentümerschaft an Kirchengut hatte der DDR-Staat übernommen; schon seine Denkmalbehörde hatte sich auf dieser Basis restauratorisch und bauerhaltend um den Dom gekümmert. Nach der Gründung des Bundeslandes Sachsen-Anhalt ging die Eigentümerschaft auf diese Körperschaft über. Das Land gründete 1994 die »Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt«, in die auch der Magdeburger Dom eingegliedert wurde. Wer heute den Dom besucht, findet ihn fast immer an irgendeiner Stelle mit Baugerüsten vor. Ein Kathedralbauwerk diesen Ausmaßes ist eine »ewige Baustelle«; mit vielen hunderttausend Euro pro Jahr unterhält die Landesstiftung das Bauwerk, unterstützt durch den »Förderverein Dom zu Magdeburg e.V.«, einer Initiative aus der Domgemeinde. Kirchlicherseits schließlich ergaben sich die letzten Veränderungen durch die 2009 vollzogene Fusion der Kirchenprovinz Sachen mit der Landeskirche Thüringen zur neuen »Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland« (EKM). Die Kirchenverwaltung zog mehrheitlich um nach Erfurt; der Sitz des evangelischen Bischofs blieb allerdings am Magdeburger Dom.