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Der Gesichtskelch —
Steht alles Kopf in dieser Zeit?
Wo stehe ich? Gott, steh mir bei!


 

Wortbrücke der ev. Domgemeinde zu Magdeburg – Sonntag Judika, 26. März 2023

TU WAS DU KANNST, UND BETE UM DAS, WAS DU NICHT KANNST,
SO WIRD GOTT GEBEN, DÄSS DU ES KANNST
Augustinus

Herr,
ich habe gerufen - du hast nicht geantwortet. Ich habe geweint - du hast nicht getröstet. Ich war verzweifelt - Du hast nicht geholfen. Ich habe dir vertraut - Du hast mich nicht erhört. Ich habe vor Dir gebettelt - Du hast Dich nicht erbarmt.
Warum das Leid? Warum die Ungerechtigkeit? Warum das Elend? Warum der Tod?
Mein Gebet verstummt in Trotz. Warum hast du geschwiegen?
Wie soll ich noch auf einen Morgen hoffen, wenn ich nicht weiß, wie ich heute leben soll?

Herr, verzeih.
Wer bin ich denn vor Dir? Bin ich Dein Richter? Bin ich nicht ein Staubkorn, das verfliegt, wenn nur Dein Lufthauch darübergeht?
Herr, du wirst nicht immer schweigen. Einmal wirst du reden. Zu Deiner Zeit.
Da wirst Du auf alle Fragen antworten. Auf jeden Schrei. Du hast ihn aufgehoben in dem Herzen Deiner ewigen Liebe.

Kein Wort bleibt, Herr, das umsonst geredet ist von Dir. Keine Träne, die vergebens geweint ist.
Ach, Herr, was weiß ich, was besser für mich ist.
Das Glück oder die Not? Der Erfolg oder das Scheitern? Der Hunger oder der Besitz?

Wo ich den Abgrund sehe, hält doch deine Hand.
Wo ich das Schweigen fühle, umgibt mich dein Erbarmen.
Wo du mir jede Hoffnung nimmst, schenkst du dich mir.
Was will ich mehr?
Danke, Herr, auch für das Schweigen.

A.Höfer