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Wortbrücke zu Sonntag, den 31. Dezember 2023 – Altjahresabend – Silvester

„Meine Zeit steht in deinen Händen.“ (Psalm 31, 16a)

Am 23. Dezember wurde in Magdeburg der neue Brückenzug von der Innenstadt über die Elbe eröffnet, vorerst nur für den öffentlichen Nahverkehr, in Kürze wegen leichter baulicher Verzögerungen aber auch für den Individualverkehr. Der Eröffnung wurde gerne entgegengesehen, waren die Möglichkeiten, den großen Strom zu überqueren, in der Stadt sehr begrenzt. Und viele Bürgerinnen und Bürger in Magdeburg sprechen bereits von der Dringlichkeit einer weiteren Elbbrücke im Süden unserer Stadt.

Brücken sind wichtig, denn sie trennen nicht, sie verbinden. Sie spannen sich über Flüsse, Täler, große Einschnitte und Abgründe, die sonst nur mit großen Schwierigkeiten (oder gar nicht zu überwinden wären. Daher wird der Brückenbau mindestens seit den Römern immer weiter ausgedehnt, weil diese verbindende Wichtigkeit von Brücken nie abnahm, sondern dringlich von den Menschen gebraucht wurde und wird. Daher haben wir auch diese kleinen Betrachtungen, die aus der Domgemeinde sich Woche für Woche an die Gemeindeglieder, Website-Erkundende und Besucherschar im Magdeburger Dom richten, auch „Wortbrücke“ genannt. In der pandemischen Sondersituationen der Trennung und des Abstandsgebots sollte die Verbindung zwischen den Menschen, die zu uns kommen und die zu uns gehören, zeitweise beim Besuch oder immer in der Gemeinde, gehalten, gefestigt und sogar ausgebaut werden. Die Wortbrücke wurde geschätzt. Auch wenn die Pandemie hinter uns liegt, wurde sie weiterhin gerne angefragt und angenommen, und so schreibt das Wortbrücken-Team ebenso gerne weiter, denn wir am Dom wollen weiterhin – und auch gerade jetzt – Brücken bauen, zu allen Menschen, die Ihren Blick auf den Dom richten, sich an ihm freuen und über seine Bedeutung als großartiges Kunstwerk und – vor allem – als weithin sichtbares Glaubenszeugnis nachdenken. Denn Brücken haben wir in diese Zeit der Gräben und der Abschottungen so dringend nötig. Das Besondere an einer Brücke ist, dass sie das Hindernis als solches nicht zuerst zu beseitigen sucht, sondern es einfach überwindet. Dabei schwebt sie quasi zwischen Himmel und Erde, manchmal Kühn und manchmal schlicht, bis das Hindernis tatsächlich immer weniger Bedeutung bekommt.

Auch die Zeit „zwischen den Jahren“, die wir nach dem Christfest erleben, besteht aus echten „Brückentagen“, die das alte Jahr mit dem neuen zusammenhalten. Mit der Silvesternacht wird der Graben zwischen den Jahren überwunden, wir halten inne, bevor wir darüber schreiten. Dieser Brückenschlag ins Unbekannte, Neue lässt uns trotz den lauten Feiern auch über uns selbst nachdenken, reflektieren. Was trägt mich, was wird mich leiten, was gibt mir Richtung auf dem Lebensweg, der sich hinter der Brücke auftut? Ist es Gott? Kann dieser Gott, der sich selbst die Liebe nennt, auch mein Gott sein? Kann ich ihm vertrauen? Der Spruch zu Woche sagt zu diesen Fragen ein klares Ja. Gott trägt. Er ist wie die Pfeiler der Brücke, wie ein Leitstern und ein Wegweiser für meinen Lebensweg, dieser Weg, der sich in der Zeit, die uns gegeben ist, entwickelt. Diese Zeit ist aber nicht flüchtig, sondern trotz aller Schwierigkeiten und Widrigkeiten gehalten, getragen, bewahrt. „Meine Zeit steht in deinen Händen“ so steht es im Psalm, mit dem Menschen seit tausenden Jahren vertrauend beten, und wir können darauf alle antworten: „Ja, so soll es sein!“ – oder etwas kürzer: „Amen“ Und dann geht der Weg weiter, tapfer machen wir mit Gott Schritt für Schritt ins Neue Jahr des Herrn 2024, und dieser Gott geht auf allen Wegen und über alle Brücken mit, komme, was mag!

Die Evangelische Domgemeinde Magdeburg wünscht Ihnen ein gesegnetes, frohes und von vielen Brücken geprägtes Neues Jahr 2024!

Stephen Gerhard Stehli, Domgemeindekirchenratsvorsitzender