
https://www.schulbilder.org/bild-waage-i21288.html (5.2.2025)
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Wortbrücke in die Domgemeinde zum 16. Februar 2025
(dritter Sonntag vor der Passionszeit – Septuagesimæ)
Was ist gerecht?
Der Spruch für die kommende Woche steht im Ersten Testament beim Propheten Daniel „Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit." (Dan 9,18)
Gerechtigkeit kann einerseits Rechtfertigung meinen, dass Menschen also „selbstgerecht“ sind, jegliche Verantwortung und Schuld von sich weisen. Wer ehrlich ist weiß, dass das nicht stimmt. Jeden Freitag werden wir beim Friedensgebet mit dem „Vater, vergib“ aus Coventry daran erinnert, dass niemand ohne Schuld ist.
Gerechtigkeit zielt zum anderen als Anspruch darauf ab, dass etwas für alle gleich ist. Ist es aber gerecht, wenn alle dasselbe bekommen, oder wenn alle dieselbe Aufgabe erledigen müssen? Das Beispiel von den Tieren, die als Prüfung alle auf einen Baum klettern sollen, macht es deutlich: der Affe freut sich, der Vogel fliegt eben hoch, aber Elefant und Fisch haben keine Chance. Gleichbehandlung kann ziemlich ungerecht sein.
Die Waage gilt als Symbol für Gerechtigkeit. Beide Waagschalen sollen auf gleicher Höhe sein. Was bringt unser Leben ins Gleichgewicht? Das Prophetenwort nennt Gebet und Gottvertrauen. Gottes Barmherzigkeit, um die wir bitten, wiegt immer schwerer als unsere Schuld. Das entlässt uns allerdings nicht aus der Pflicht, verantwortlich zu handeln und uns aktiv um wirkliche Gerechtigkeit zu bemühen – Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung.
Was können wir an Gutem in die Waagschale legen? Mitmenschlichkeit, Großzügigkeit, Selbstbeherrschung, Bescheidenheit, Verlässlichkeit, Wahrhaftigkeit, Geduld – und weil das oft nur bei guten Vorsätzen bleibt: das Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit.
Ihre Prädikantin Helga Fiek
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