
|
Wort zur Woche am 16.05.2021
EXAUDI
Exaudi - „Herr, höre meine Stimme wenn ich rufe; sei mir gnädig und antworte mir!“
(Ps 27,7)
Der Sonntag Exaudi spiegelt die Spannung wieder, in der die Jünger sich befanden, nachdem ihr Herr
gen Himmel aufgefahren war. Sie wissen um die Verheißung des Geistes, haben ihn aber noch nicht
erfahren. Sie leben in einer kaum erträglichen Erwartung, in einer Zeit „dazwischen“.
Mir scheint, mitunter erleben Menschen die aktuelle Pandemie als eine solche „Zwischenzeit“,
geprägt von Angst und Ungewissheit, Verlassenheit und Einsamkeit. Wie kann es weiter gehen? Da
helfen oft vage Versprechungen und leichtfertige Vertröstungen nicht weiter. Da braucht es einen
glaub-würdigen Tröster.
So wie die Jünger der Urgemeinde in Jerusalem, sind auch wir schließlich auf die zündenden
Flammen des Heiligen Geistes angewiesen, um nicht aufzugeben, sondern aufzubrechen, voller
Zuversicht und Hoffnung. Insofern lässt der Sonntag Exaudi das Abschiedsgeschehen von
Himmelfahrt hinter sich und richtet den Blick schon erwartungsvoll auf Pfingsten.
Im Dom haben wir einen solchen „Zwischenraum“. Die Paradiesvorhalle ist der (Warte)Raum vor der
Schwelle zum Dom. Auch hier wird durch die klugen und törichten Jungfrauen die Spannung
zwischen dem Dunkel der ungewissen Erwartung des Bräutigams und den erhellenden Flammen der
klugen Jungfrauen spürbar (Mt 25).Wenn wir den Blick nach oben richten, sehen wir auf eine
Abschiedsszene, die gleichzeitig für die Gemeinde Verheißung ist: Mariä Himmelfahrt.
Es ist gut zu wissen, dass wir mit Paradiesvorhalle und Paradiespforte im Dom Symbole für solche
„Schwellenzeiten“ haben. Die Paradiespforte will uns nicht nur mahnen, sondern auch die
Schwellenangst vor der Zukunft nehmen. Es kommt darauf an, dass die Flamme der Liebe und der
Hoffnung nicht erlischt. Das Feuer, das zu allen Zeiten die Anwesenheit Gottes symbolisiert. Wenn
wir mit Gott verbunden bleiben, kommt Licht ins Dunkel der Zeit.
„Unsere Hoffnung aber wird uns nicht enttäuschen. Denn dass Gott uns liebt, ist uns unumstößlich
gewiss. Seine Liebe ist ja in unsere Herzen ausgegossen durch den heiligen Geist, den er uns
geschenkt hat.“ (Römer 5,5)
Thomas Lösche
Religionspädagoge
|