Wort zur Woche am 8. August 2021

10. Sonntag nach Trinitatis - Israelsonntag - Gottes Erwählung

„Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat!“ Unter diesem Psalmwort steht der kommende Sonntag, die kommende Woche. Erwählung - ein selten gewordenes Wort. Es wirkt exklusiv und abgrenzend, wo wir doch heute möglichst offen, einladend, inklusiv sein sollen. Und doch: Gottes Geschichte mit seinen Menschen, sein Umgang mit uns und unsern Blick auf ihn, wird begründet im Gottesverständnis eines kleinen Hirtenvolkes, das ausgerechnet an einem der spannungsreichsten Gebiete der damaligen (und heutigen!) Welt sesshaft wird. Das kommt nicht von ungefähr. In diesem kleinen Volk, dem jüdischen Volk, eingeklemmt zwischen den großen politischen Mächten, beginnt damals und für uns heute die Geschichte von dem Einen Gott, dem gerechten Gott, dem liebenden und fürsorgenden Gott, der den Menschen, seinen Menschen gegenübertritt. Das ist Erwählung, und diese Erwählung, die doch eine Auszeichnung sein soll, kann durch das Böse in der Welt zu den Katastrophen von Verfolgung und Vernichtung führen, an die durch den Israelsonntag auch erinnert wird. Aber Gott verlässt das Volk, das er erwählt hat, nie.

Als Christenmenschen glauben wir, dass Gott durch dieses jüdische Volk in Jesus Christus selbst seinen Menschen gegenübertritt. Die Erwählung bleibt unvermindert bestehen. Dadurch nennen wir den bis heute so zerrissenen Landstrich das Heilige Land. Durch Gottes Liebe in Christus bekommen auch wir Anteil an Gottes Erwählung, auch hier nicht exklusiv, sondern inklusiv. Gottes Erwählung gilt allen, zuerst und unvermindert Israel, dann allen auch, die sich durch Jesus von Nazareth an Gott halten. Und darüber hinaus, denn der Ruf Gottes, seine Frohe Botschaft von Frieden und Gerechtigkeit und seine Liebe gilt allen Menschen. Und damit natürlich auch Ihnen, auch Dir, liebe Leserin und lieber Leser dieser Wortbrücke!

Stephen Gerhard Stehli
Domgemeindekirchenratsvorsitzender