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Wort zur Woche am 2. Mai 2021
KANTATE

„Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder!“ So beginnt Psalm 98, der dem Sonntag KANTATE den Namen gibt. Es kann auch ein altes Lied sein, um die Wunder Gottes zu preisen, wie Martin Luthers „Die beste Zeit im Jahr ist mein, da singen alle Vögelein.“ Das Erwachen der Natur im Frühling ist jedes Jahr wieder wunderbar. Das ganze Leben ist ein Wunder. Die Auferweckung Jesu von den Toten ist das größte Wunder!

Wo man singt, da lass dich ruhig nieder - böse Menschen haben keine Lieder. So ähnlich formulierte der Dichter Johann Gottfried Seume (1763-1810). Auch der physische Nutzen des Singens ist nachgewiesen. Und den ganz praktischen Nutzen des Singens kennen wir alle: Wie es schon Luther wusste - man kann sich Texte viel besser merken, wenn man dazu eine Melodie im Kopf hat. Das macht sich aber auch die Werbe-Branche zu Nutze. Leider. Viel schlimmer noch: Lieder und das gemeinsame Singen können missbraucht werden (totalitäre Staaten nutzen das gern). Also heißt es auch beim Singen: auf den Inhalt kommt es an. Achten wir jetzt, wo wir nur den Text still mitlesen, mehr auf die Worte? Vielleicht entdecken wir manche Lieder ganz neu. Hoffentlich können wir sie bald wieder im Gottesdienst gemeinsam aus voller Kehle singen.

Die Figur vom Chorgestühl im Hohen Chor deute ich aktuell: Der Sänger singt mit Inbrunst - fast wie entrückt kommt er mir vor. Aber unter ihm sehe ich einen Engel, der auf die Worte hinweist. Die rechte Hand liegt auf dem Buch, neben dem Engel hat der Holzschnitzer eine Schriftrolle dargestellt. Darauf könnten Worte eines Psalms zu lesen sein. Ob wir singen, sprechen oder hören - die Worte sind wichtig und entscheidend. Wahrheit und Wertschätzung dürfen auch in Krisenzeiten und im Wahlkampf nicht auf der Strecke bleiben. Psalm 98 endet „Die Ströme sollen in die Hände klatschen, und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn; denn er kommt, das Erdreich zu richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.“ Auch davon dürfen wir singen und deutlich reden.

Helga Fiek
Prädikantin