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Wort zur Woche - 2. Sonntag nach Epiphanias

„... als aber er den Wein kostete, der Wasser gewesen war ...“
oder „noch mehr Wein in Kana“

Das erste Wunderzeichen, von dem der Evangelist Johannes berichtet, ist, so denke ich, auch ein besonders eindrückliches. Keine Krankenheilung, keine Gang übers Wasser, sondern Wein in großen Mengen! Die ausgelassene Hochzeitsfeier zu Kana hatte schon sämtliche Vorräte aufgebraucht, und dann verschafft Jesus der Gesellschaft auf einem Schlag gleich mehrere hundert Liter besten Weins aus großen Krügen. Die Fete wird noch einmal so richtig aufgedreht haben ...

Ist Jesus wirklich der „Fresser und Weinsäufer“, wie ihn seine Gegner genannt haben? In jedem Fall zeigt die Geschichte, dass Jesus bei den Menschen ist, Ihnen zugewandt ist, sich gerne unter ihnen aufhält. Er feiert mit ihnen, er isst und trinkt mit Ihnen, und er kann durchaus damit umgehen, wenn auch einmal über die Stränge geschlagen wird, alles ohne Moralinsäure und Vorwurf, im Gegenteil. Er weiß, dass Überfluss und Fülle auch einmal guttun können, dass Freude auch einmal richtig unbändig sein kann und darf. In Kana setzt sich fort, was in Bethlehem begann und in Nazareth sich fortsetzte: das Kind in der Krippe, Gott auf Erden, wird wirklich Mensch unter Menschen, und dazu gehört auch das gemeinsame Feiern einer fröhlichen Hochzeit. Dass Mensch unter Menschen sein auch gefährlich werden kann, wird sich indes später in Jerusalem beweisen ...

Und doch, es ist ein Zeichen, das dieser feierfreudige, menschenzugewandte Jesus tut. Mit den unerwarteten, randvollen Weinkrügen wird abgebildet, wie Gott selbst den Menschen begegnen will: mit überfließender Fülle an direkter Zuwendung und Liebe, an Orientierung und Richtung, mit der Begründung für jede Hoffnung auf Vollendung. Von Gott angenommen zu sein, soll nicht miesepetrig und weltabgewandt machen, sondern menschlich und froh, mitten in unserm jetzigen Leben und mit einem klaren Blick selbst darüber hinaus. Der Glaube soll immer einmal überschwappen und sich verteilen, wie der Wein aus einem übervollen Glas. Es ist wirklich genug für alle da, wir müssen nicht knausern. Aus dem Wasser, das uns erhält, wird der Wein, der in der Bildersprache der Bibel das Herz fröhlich macht.

Aus dem Wein zu Kana wird dann auch der immer wieder verteilte und nie geistlich versiegende Wein des Abendmahls, und er wird wieder in vollen Krügen auf dem Tisch stehen, wenn wir einstmals ein Festmahl im Ewigen miteinander feiern werden. Das Weinwunder zu Kana, das ist erst der Anfang ...

Stephen Gerhard Stehli, Domgemeindekirchenratsvorsitzender