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© lichtspektrum_org / pixabay 2022

 

Wortbrücke zum Ende der Weihnachtszeit

Friedrich Kramer, Landesbischof

Die Bäume im Dom, der Weihnachtsbaum auf der Wallonerkirche, aber auch die Lichterwelten in der Innenstadt künden noch davon: Erst vierzig Tage nach dem Weihnachtsfest, am 2. Februar endet die Weihnachtszeit. Viel kommt an diesem Tag zusammen: Manche Christen feiern Mariä Lichtmess: 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes beendete nach jüdischen Vorschriften ein Reinigungsopfer die unreinen Tage der Mutter, wobei diese nicht nur eine Zeit der Absonderung, sondern auch des Schutzes markierten. Andere Christen nehmen am 2. Februar eher den Brauch in den Blick, nach dem der Erstgeborene - der wie jede Erstgeburt auf besondere Weise Gott gehört - 40 Tage nach der Geburt mit einem Opfer im Tempel ausgelöst wurde.
 
Das Lukasevangelium erzählt von einer besonderen Begegnung der Heiligen Familie an jenem Tag im Jerusalemer Tempel: Der hochbetagte Simeon weiß, dass er nicht sterben wird, bis er Christus gesehen hat. Nun hält er Jesus in Händen und erkennt Gottes Sohn. Er lobt Gott und spricht: »Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.« - Es ist der alte Simeon, der mit seinen wenigen Dioptrien mehr sieht als alle anderen. Neben Simeon lebt die Prophetin Hanna, Tochter Phanuels, seit Jahrzehnten in der Nähe des Tempels. Auch sie hat sich zu einem besonderen Leben verpflichtet, »sie diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht« (Lk 2,37). Maria und Josef halten, was geboten ist. Simeon und Hanna suchen, am Heiligen Ort ihren Gelübden zu entsprechen - zum Lobe Gottes und zur Ehre Israels und um ihrer Sehnsucht im Gebet eine Richtung zu geben.
 
Wie groß ist deine Sehnsucht, den Heiland zu schauen? Dass sich Menschen nach Gott sehnen, erleben wir im Dom. Menschen spüren, dass hier Gottesbegegnung geschieht und dass sich Sehnsucht erfüllt. Die Kraft von Orten wie dem Tempel oder dem Dom rührt von der jahrhundertelangen Tradition her, hier zu beten und zu hoffen. Das lasst uns tun: nicht nachlassen in Hoffnung und Gebet, auf dass wir sehen, was Gott Großartiges an uns getan hat und noch mit uns vorhat.