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Wortbrücke in die Domgemeinde - Quasimodogeniti 2022

Der Glaube ist wie nahrhafte Milch... Quasimodogeniti

Diese Überschrift hört sich ein wenig altbacken und sperrig an, zugegeben, aber genau dieses steckt hinter dem ungewöhnlichen Sonntagsnamen: „Quasismodogeniti“. Das ist kein Bezug auf Quasimodo, den Glöckner von Notre Dame, sondern der lateinische Beginn eines Verses aus dem Neuen Testament. Wie die neugeborenen Kinder sollen wir von der nahhaften Milch des Glaubens leben. Das ist ein ungewohntes Bild, aber die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten ist ja die, die den allerschönsten Aspekt des Christentums stark unterstreicht. Die Glaubensgewissheit der Auferstehung von Jesus von Nazareth, und die Glaubenshoffnung auf die eigene Auferstehung am Ende der Jahre, die uns hier auf Erden gegeben sind. Hört sich unwahrscheinlich an? Natürlich, aber dadurch es diese Botschaft nicht weniger wahr. Sie soll ja bewusst die gewohnten Dimensionen von Raum und Zeit und Begrenzung sprengen, in denen wir unser Leben führen. Sie soll immer wieder neue Perspektiven eröffnen, eben für unser Leben jetzt, aber auch einst; Perspektiven von Freiheit und Frieden, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit, die gerade jetzt so nötig sind, wo Tod und Schrecken in unserer Welt so viel Macht haben, wo Seuche und Krieg die Menschen bedrohen. Neben allem anderen können wir diesem sogar mit dem Vertrauen der Neugeborenen begegnen.

Der Glaube an die Auferstehung war den Menschen seit jeher nicht selbstverständlich. Der „ungläubige Thomas“, der nur glaubt, was er sehen und anfassen kann, wir bereits in der Bibel beschrieben. Und sogar ihn haben dann doch die Erfahrung des Glaubens, die Realität Gottes, überzeugt. An diesem Sonntag erinnern wir an diesen Zweifler (und Zweifel sind nichts per se Schlechtes, sondern zumeist prüfender Umgang). Aber wir zeigen auch bei uns im Dom, dass der Glauben lebendig ist. Die Zeit um Ostern ist die klassische Taufzeit der Kirche, und wir haben seit Ostern bereits neun Erwachsene, Jugendliche und Kinder getauft und ihnen damit die Welt als Christenmenschen eröffnet. An diesem Sonntag kommen noch drei kleine Kinder dazu. Damit bekommt dieser Sonntag Quasimodogeniti ein ganz eigenes Gepräge, mit fröhlichen Taufen und fröhlichem Auferstehungsglauben. Und der Sonntag trägt auch seinen zweiten Namen damit zurecht: der Weiße Sonntag, hellstrahlend, trotz alledem in der Welt, im Licht der Osterkerze und der Taufkerzen - und im Licht der Auferstehung!

Stephen Gerhard Stehli, Domgemeindekirchenratsvorsitzender