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Dreifaltigkeitsikone
von Andrej Rubljow (1411)


 

Wortbrücke in die Domgemeinde zu Trinitatis - 12. Juni 2022

1 + 1 + 1 = 1 (!) - Gott rechnet anders (Gott sei Dank!) - Gedanken zu Trinitatis

Eigentlich sind die großen Feste der Kirche und des Glaubens - und damit auch die verschiedenen Ferien zwischendurch - vorüber. Weihnachten, Ostern, Pfingsten, eigentlich kommt jetzt die große, schöne, lange und weitestgehend festlose Sommerzeit - zwischen Urlaub und Grillen im Garten wird es dabei genügend Möglichkeiten zum Feiern wie zum Entspannen geben. Aber einen besonderen Sonntag gibt es noch vorher, dessen Namen meistens nur Insider kennen, nach dessen Termin aber das ganze Kirchenjahr bis Advent gerechnet wird - Trinitatis. Eine Woche nach Pfingsten feiert die Kirche das Dreieinigkeitsfest, den Tag der Heiligen Dreifaltigkeit.

Solche Begriffe sind vielen Menschen fremd geworden, daher hier eine kurze Betrachtung. Die christlichen Kirchen sehen in dem Einen Gott verschiedene Aspekte, die ganz unterschiedlich sind. In Gott dem Vater wird Gott als Schöpfer und Weltenlenker verstanden, in Jesus von Nazareth ist Gott als Mensch gegenüber den Menschen so stark präsent, dass Christus selbst als Gott der Sohn zu begreifen ist. Gott der Heilige Geist ist die wirkmächtige Kraft des Ewigen, der überall gespürt und erspürt werden kann. Diese drei Wesensarten gehen im Verstehen der Menschen aber auch ineinander über, sind einerseits einzeln deutlich und dann auch wieder nur in der Gesamtschau. Es bleibt aber dabei, dass es nur einen Gott gibt, keine drei Götter, sondern unterschiedliche Ausprägungen und Zugänge zu dem Einen.

Das hört sich ziemlich kompliziert und hochtheologisch an, und doch hat der Heilige Patrick von Irland einen guten Erklärungskniff hinbekommen, als er die Dreieinigkeit mit einem schönen irischen Kleeblatt verglich. Das versteht nun jeder, und das kann bis heute helfen, dem Geheimnis der Trinität - und sie bleibt ein Geheimnis - näherzukommen! Gott rechnet anders, bei ihm ist 1+1+1=1, nicht mehr, nicht weniger. Das ist auch gut so, dass Gott nicht auf unser menschliches Verständnis beschränkt ist, so kann er auch sehr gut auf krummen Zeilen gerade schreiben, und dadurch sind sogar fünfe einmal richtig gerade.

Trinitatis ist ganz spezifisch christlich, aber es zeigt, wie unterschiedlich Gott uns entgegenkommen kann: Als Vater allgewaltig, und dann in Jesus persönlich vertraut, und dann in seiner Heiligen Geistkraft begleitend, tröstend, anregend, eben inspirierend. Die Trinität ist nicht nur für Theologen, sondern hat etwas Zugewandtes für alle Menschen. Einfach und schön und vollkommen wie ein Kleeblatt! Somit: auch wenn es ungewöhnlich klingt: Lasst uns die Dreieinigkeit Gottes feiern! HAPPY TRINITY!

Stephen Gerhard Stehli - Domgemeindekirchenratsvorsitzender