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Wortbrücke in die Domgemeinde am 31. Juli 2022

Abendessen und Abendmahl – da halten Leib und Seele (und der Geist!) zusammen!

„Lass uns ‘mal wieder Essen gehen“ – trotz pandemischer und wirtschaftlicher Einschränkungen wird eine solche Aufforderung durch Ehepartner, Freund, Freundin oder Bekannte gerne gehört – und möglichst auch gerne angenommen. Wir wissen nämlich, dass es dabei nicht nur um ein ordentliches Abendessen ggf. auch in einem neuen Lokal (oder vielleicht doch im Stammrestaurant?) geht, sondern um ein paar schöne Stunden im fröhlichen oder intensiven Austausch, im geistigen Miteinander und in gelebter Gemeinschaft, eben aber gerne bei Schnitzel, Pasta oder Gyros und einem ordentlichen Bier oder einem guten Glas Wein. „Essen ist ein Kultusakt!“, hieß es bei uns zuhause kategorisch, wenn es am Tisch wieder zu schnell, hektisch und stillos zuzugehen drohte, Entschleunigung war angesagt. Inzwischen verstehe ich, was gemeint war, und bejahe es ganz und gar ??. Miteinander essen gehört zum sozialen Miteinander der Menschen, und es ist traurig, wenn solches miteinander – aus welchen Gründen auch immer – nicht oder nicht mehr möglich ist.

Jesus von Nazareth hat gerne mit den Menschen gegessen und getrunken und Gemeinschaft gepflegt. Er war gerne mit seiner Truppe auch beim Essen zusammen, mit seinen Jüngern wie Petrus und Johannes und Jakobus wie mit seinen Jüngerinnen wie Maria aus Magdala und Maria und Martha aus Bethanien – und all‘ den anderen auch. Er ließ sich ebenso gerne und oft auch zum Essen einladen und hatte Freude daran. Jesus war klar, wie wichtig Nahrungsaufnahme und damit verbundene geistige Gemeinschaft, Austausch und Spiritualität sind. Von keinem Wunder berichten die Evangelisten in ihren Erzählungen so oft – nämlich sechsmal – wie von einer Brotvermehrung, von einer großen, gemeinsamen Speisung. Das ist kein Zufall, sondern klare Lehre: „Ihr Menschen“, sagt uns Jesus, „ihr gehört zusammen, Leib und Geist wollen im anbrechenden Reich Gottes gemeinschaftlich gepflegt werden, sie gewinnen dadurch auch Raum für Gottes guten und treuen Geist.“

So verwundert es im Ende ganz und gar nicht, dass Jesus seinen Jüngern und damit allen Menschen als greifbares wie durchgeistigtes Zeichen seiner intensiven Verbundenheit mit uns, von Gottes Liebe und Zuwendung, eine Mahlzeit hinterließ. Eine solche Verbindung von Gottes Wort und handfestem Tun ist ein Sakrament, welches eben dann auch selbst Verbundenheit schafft, Gemeinschaft und Miteinander. Bei aller Symbolik und allen festen, überkommenen Formen: im Kern steht Essen und Trinken, steht die Erkenntnis, dass Jesus Christus selbst ein Lebens-Mittel in der Lebens-Mitte ist, das mehr ist als nur ein Stück Brot und nur ein Schluck Wein. Das Abendmahl ist eine Mahlzeit voller Leben und Fülle, oder, wie der Magdeburger Domprediger sehr gerne sagt: „Das Abendmahl macht nicht satt, sondern stärkt!“ So ist es gut, wenn Christenmenschen das Abendmahl oft miteinander feiern, so ist es aber auch gut, wenn wir gerne und fröhlich „Ja!“ sagen, wenn es wieder einmal heißt: „Lass uns ‘mal wieder Essen gehen!“ Es gehört zusammen, wie wir zusammen gehören.

Stephen Gerhard Stehli
Domgemeindekirchenratsvorsitzender zu Magdeburg