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Wortbrücke zur Gemeinde am Sonntag Kantate, 15.05.2022

Ps 98.1 „Singt dem Herrn ein neues Lied“

Liebe Gemeinde, Über den Krieg in der Ukraine zu berichten ist schwierig, dass bleibt Sache der Kriegsberichterstatter. Jedoch haben fast 5 Millionen Ukrainer die Heimat verlassen. Von einer Frau stellvertretend für die Vielen möchte ich erzählen.
Natalja steht am Elbufer, schwarze Vögel am Himmel, der im Abendlicht leuchtet. Sie atmet tief ein und sieht wieder vor ihrem inneren Auge diese Bilder, Häuser stürzen ein, Flammen fressen alles auf, Schüsse knattern. Sie hört Menschen schreien Tränen fließen über ihr Gesicht. Ihre Hand ist leer. Sie hat ihre Heimat verlassen müssen. Natalja hört seine Stimme durch den Wind, wenn der Abend hier an der Elbe beginnt. Dann fühlt sie sich nicht so allein. Die Stimmen im Wind sind liebevoll und zärtlich. Sie zieht ein Foto aus der Tasche, sie weiß, es fängt alles neu an.
Die schwere Zeit ist bald vorbei, sei nicht traurig Natalja. Und dann hört man sie ein Lied aus der Heimat summen.

Psalm 98.1 „Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinen heiligen Arm.“

Gottes Stimme hört man im Wind, sie sind um uns. Sie flüstern uns sacht ins Ohr, wenn wir in Traurigkeit oder Angst versinken. Er ruft: „Singe!“
Wir Menschen müssen wohl oft erst erkennen, dass wir es nicht schwerer haben als eine Ameise oder ein Vogel, sondern leichter und schöner. Wir können uns dem Bösen gegenüberstellen und beginnen nach Möglichkeiten zu suchen, diese zu überwinden. Unser Christsein hilft uns die Einheit der Menschen untereinander zu fördern und sich selbst zu entwickeln. Da ist es gut einmal die Bibel wörtlich zu nehmen, wie diesen Sonntag Kantate. „Singt dem Herrn ein neues Lied“.
Und wie wohltuend ist es den singenden Vögeln zuzuhören, die auch angesichts von Krieg und Zerstörung in der Welt singen. Allem zum Trotz. Lasst uns singen, hell oder wehmütig, durch den Sturm der Gewalt. Natalja kann es mit Gottes Hilfe, Du auch.

Ihre Sybille Aumann