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Kirche der Seligpreisungen
am See Genezareth
im Heiligen Land, Israel


 

Wortbrücke zum 6. November 2022

Gottes Wort im Herzen - herzliche Worte fürs Leben

Als ich vor ca. 50 Jahren im Konfirmandenunterricht war, bestand dieser zu einem großen Teil noch darin, Bibelabschnitte, Lieder und Gebete auswendig zu lernen. Eine Woche später abgefragt, war das meiste dann doch schon wieder weg - aber nicht ganz, wie ich manchmal überraschend feststellte. Manches hatte ich verinnerlicht, und ich konnte später das eine oder andere abrufen, auch zu ungewöhnlichen Anlässen. Im Englischen heißt „auswendig lernen“ „to learn by heart“ - mit dem Herzen lernen. Nicht nur den Verstand einschalten, sondern mit dem Gefühl etwas aufnehmen. Das ist für Teenager im Konfirmandenunterricht natürlich schwer, und ich rede einer alten Pädagogik des reinen Auswendiglernens überhaupt nicht das Wort, aber es ist nützlich, das zeigt mir die Erfahrung eines halben Jahrhunderts, Worte, Texte, Verse, Strophen parat zu haben, wenn sie gebraucht werden, oder wenn eigene Worte fehlen. Luthers immer noch übliche Übersetzung bleibt in ihrer Sprachmelodie eingängig und hilfreich. Bekanntes kann dazu anregen, danach auch wieder einmal nachzulesen, weiterzulesen, tiefer zu denken.

Welche Texte, Verse, Lieder? Nichts ist selbstverständlich, aber vielleicht ein Psalm wie Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln …“ oder Psalm 121 „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? …“, ein Gebet „Vater unser im Himmel …“, ein Bekenntnis „ich glaube an Gott …“, ein Lied wie „Großer Gott, wir loben dich …“ oder „Ein feste Burg ist unser Gott …“ Die Liste kann ohne Probleme immer Weiteres, Anderes, Schönes und Berührendes aufnehmen, gleich zum Zugriff fertig, eben „im Herzen.“

Der Vers für diesen Sonntag stammt aus der Bergpredigt, aus ihren Anfangsversen, und ist ein Zuspruch, der in unseren Zeiten der Spannungen, Verwerfungen und Kriege so nötig ist: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Die Seligpreisungen, noch so ein Beispiel für einen tragenden Text, den wir verinnerlichen, mit dem Herzen lernen können. Wie gingen die nochmal?

Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.

Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.

Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.

Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.

Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.


Worte, die zu Herzen gehen. Möge Gott unser Lernen mit dem Herzen segnen, denn dafür hat er eine Ader. Er kennt uns alle mit Namen. Auswendig. Und liebevoll!

Stephen Gerhard Stehli, Domgemeindekirchenratsvorsitzender